Texte rund um die Hebammenarbeit | Abstillen - Erfahrungsbericht
Christine E.
Hätte ich gewusst, wie es wird, hätte ich es früher gemacht. Das ist – kurz gesagt – das Fazit unseres „Abstillprozesses“ mit meinem 1,5 Jahre alten Sohn Julian.
So ging es mir davor…
Grundsätzlich habe ich unsere Stillbeziehung geliebt und es hat zum Glück bei uns immer super funktioniert, war praktisch und wunderschön. Das Stillen während des Tages hat Julian bereits ab ca. 11 Monaten mehr oder weniger von selbst aufgehört (ein Snack als Ablenkung anfangs hat gereicht). Er wurde also nur mehr zum Einschlafen, nachts und morgens zum Aufwachen gestillt.
Anlass zum Abstillen war dann eine 3-tägige Auslandsreise, die lange geplant war. Julian – zu dem Zeitpunkt 16 Monate alt - hatte davor aber noch nie eine Nacht ohne mich verbracht. Einschlafen mit Papa wollte er nie. Der Busen war immer da und ein super praktisches Schlafmittel.
Schon Monate vor der Reise hatte ich Zweifel: Wie schafft Julian das? Wie schaffe ich das? Will ich überhaupt schon abstillen? Es fühlt sich an, als würde ich ihm einfach sein Lieblingskuscheltier wegnehmen.
Aber die Reise war gebucht. Und warum nicht gleich den Anlass für’s Abstillen nutzen? Aber wie soll das bitte funktionieren?
Die Abstill-Beratung im Hebammenzentrum
Professionelle Unterstützung muss her! Wie von anderen Mamas empfohlen, habe ich mich an das Hebammenzentrum gewandt und gleich einen persönlichen Termin zur (kostenlosen!!) Abstillberatung mit Hebamme K. bekommen. Eine ganze Stunde hat sie sich Zeit genommen, meine Geschichte, Fragen und Zweifel anzuhören. Und mit sanften Rückfragen und Aufzeigen von Möglichkeiten und Varianten hat sie mich auf einen Weg geführt, dass ich mich richtig gut für diese neue Etappe im Mama-Leben gerüstet fühlte.
Das Wichtigste zum Abstillen ist wohl: Es gibt kein Patentrezept. Es gibt nicht „den richtigen Weg zum Abstillen.“ Der ist für jedes Mama-Kind-Gespann individuell. Und das Bauchgefühl ist oft ein guter Ratgeber.
Durch die Beratung habe ich die Bestätigung und Sicherheit bekommen, die ich gebraucht habe, um zu beginnen.
Unser sanfter Weg zum Abstillen
Ich wollte ein „sanftes“ Abstillen, mit möglichst wenig Tränen und Trauer für meinen Sohn. Einfach plötzlich weg sein war daher keine Option. Wir haben uns also schrittweise an das Schlafen ohne Busen angenähert.
Schritt 1: Das Einschlafstillen abends weglassen.
Damit Julian weiß, dass abends jetzt etwas anders ist, haben wir ein „neues Setting“ im Schlafzimmer geschaffen. Ein Sternen-Nachtlicht und leise Musik schaffen jetzt eine neue Atmosphäre im Schlafzimmer. Dazu trug ich ein hochgeschlossenes T-Shirt, damit die Brust nicht so leicht zugänglich ist. (Das half auch mir, um das Ziel in Erinnerung zu behalten.)
Die ersten beiden Abende waren noch mit viel Protest und (wütendem) Weinen verbunden, und das Einschlafen dauerte sehr lange. Hier war viel Geduld, Streicheln und endloses Singen oder Geschichtenerzählen gefragt. Beim ersten Mal habe ich nach etwa 45 Minuten doch nochmal nachgegeben, weil das Weinen für uns beide sehr erschöpfend war. Doch es wurde mit jedem Mal viel besser. Bereits am dritten Tag akzeptierte Julian das neue Ritual und das Einschlafen ohne Brust war plötzlich gar kein Problem mehr.
Schritt 2: Das Stillen nachts weg lassen.
In der zweiten Woche haben wir dann das nächtliche Stillen weggelassen. Julian wachte davor üblicherweise alle 3-4 Stunden auf und brauchte dann immer kurz die Brust, um wieder einzuschlafen. Ich hatte große Sorge, wie wir ihm das abgewöhnen sollen. Denn nachts hatte ich ja auch keine Lust auf stundenlanges Geschichten-Erzählen. Aber auch hier ging das Abstillen viel leichter und schneller, als gedacht. Ich kuschelte nur noch mit ihm, wieder mit hochgeschlossenem Shirt, und flüsterte ihm ins Ohr. In der ersten Nacht weinte er noch und war wütend, schlief aber relativ rasch wieder ein. Und in der zweiten Nacht hatte er es scheinbar schon akzeptiert und schlief nach wenigen Minuten (und einem Schluck aus der Wasserflasche) kuschelnd wieder ein. Und in der dritten Nacht – ich konnte es kaum glauben – schlief er plötzlich 7 Stunden am Stück, ohne Mucks, durch. Das war ein großer Erfolg für uns, denn so lange hatte er noch nie durchgeschlafen.
Und damit war das Stillen für uns Geschichte – ohne, dass ich das Gefühl hatte, dass es für Julian oder für mich besonders schlimm war. Es hat auch nicht unsere Beziehung verändert. Wir kuscheln ganz viel, auch nachts immer wieder. Aber wir schlafen beide besser und sind beide ein Stück unabhängiger geworden.
(Die beiden Nächte ohne Mama, waren dann auch überhaupt kein Problem mehr, sondern wohl eher ein schönes Abenteuer für uns beide.)
So geht es mit jetzt…
Vor der Beratung im Hebammenzentrum hatte ich wirklich keine Ahnung, wie wir das Abstillen jemals schaffen sollten, und ich hatte große Angst, dass es für mich und Julian sehr schmerzhaft werden würde. Die Beratung hat mir extrem Mut gemacht und gezeigt, dass es auch einen „sanften“ Weg gibt und dass man ruhig auch mal nachgeben darf, ohne dass man damit wieder von Null anfangen muss.
Jetzt bin ich total euphorisch, weil es so gut geklappt hat und die Nächte seitdem viel besser sind.
Ich hoffe, dass meine Erfolgsgeschichte auch anderen Mamas Mut macht, einen „sanften“ Weg zu gehen und sich die Zeit dafür zu geben.
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