Geburtsberichte | Spontangeburt von Birgit (Beckenendlage)
Im November 2021 wusste ich, dass ich schwanger bin. Natürlich fragte ich mich dann bald, wo und wie ich mein Kind auf die Welt bringen möchte. Gemeinsam mit meinem Partner entschied ich mich dann für eine Hausgeburt, begleitet von den tollen Stadthebammen.
Das sorgte für Beunruhigung im Familien- und Bekanntenkreis, aber wenn man sich mal mehr mit dem Thema Hausgeburt auseinandersetzt, verfliegen schnell die größten Ängste und Zweifel. Unser Weg war somit klar, und es folgten spannende, schöne, aber gleichzeitig auch anstrengende Wochen der Schwangerschaft und Veränderung.
Irgendwann so um das Erreichen der 30. Woche herum schien es zum Thema zu werden, dass das Baby noch nicht in Schädellage war. Stattdessen lag es zusammengeklappt wie ein Taschenmesser mit dem Popo unten und dem Kopf oben bei den Rippen. Die nächsten Wochen stresste mich das sehr, und es folgten alle möglichen Interventionen: Moxen, die indische Brücke und andere Körperpositionen, Osteopathie, Akupunktur, mit dem Kind reden,… Irgendwie war mir aber klar, dass da nicht mehr viel passieren wird, und es der Wille des Babys ist, so bis zur Geburt liegen zu bleiben. Dennoch entschied ich mich noch in letzter Instanz zum Versuch einer äußeren Wendung, die für mich gefühlt spät stattfand, erst eine Woche vor dem Geburtstermin. Sie klappte nicht, das Baby blieb in seiner Position liegen. Für mich war damit endgültig klar, dass es eine Geburt aus Beckenendlage werden wird. Und somit war dann auch klar, dass eine Hausgeburt leider nicht möglich ist. Stattdessen würde die Geburt im St. Josef stattfinden. Die Erleichterung über die Klarheit, wo die Geburt nun sein wird, überwiegte gegenüber der Enttäuschung, dass es keine Hausgeburt wird.
Durch die ausgezeichnete und bestärkende Beratung meiner Hebammen wusste ich auch, dass ich eine spontane Vaginalgeburt versuchen wollte (trotz des von einer Ärztin gleich nach dem Ultraschall angesprochenen Kaiserschnitttermins – ohne Darlegen anderer Optionen). Und so ließ unsere Tochter auch nicht mehr lange auf sich warten und machte sich einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin auf ihren Weg.
Es begann um 5 Uhr morgens mit leichten Wehen, die immer stärker wurden, und von Anfang an nicht viel Pause zwischen sich ließen. Bald waren wir im St. Josef und wurden dort super betreut. Die Wehenarbeit ging gut voran. Der Übergang kurz vor der vollständigen Öffnung des Muttermundes hin zum Pressen war sehr fordernd und zum ersten (und zum Glück letzten) Mal schlich sich kurz das Gefühl ein, das nicht mehr bewältigen zu können. Mit Ermutigung der Hebamme überstand ich diese Phase, und es begann das Pressen. Das brauchte seine Zeit, und gegen Ende, es war nun nachmittags, war der Raum plötzlich voll mit ganz vielen Leuten (wie das bei einer Beckenendlagengeburt so ist). Zu dem Zeitpunkt war mir das aber ziemlich egal, ich war sehr bei mir und vertieft in meine Aufgabe. Dann wurde der Popo geboren und der Rest des Körpers, die Beine klappten heraus. Der Kopf ließ noch auf sich warten, es kam plötzlich keine Wehe mehr. Mein Partner berichtete mir später, dass sich eine leichte Unruhe im Raum breit machte, was ich aber gar nicht bemerkte. Die Ärztin sagte zu mir, ich sollte nochmal pressen, auch ohne Wehe, was ich tat, und dann war unsere Tochter da! Nach dem ersten kurzen Kontakt wurde sie aber für einige Minuten weggebracht, um sie schnell durchzuchecken, da die Endphase doch etwas stressig für sie gewesen sein dürfte. Ich wusste aber, dass alles gut war. Und so wurde sie gleich darauf wieder gebracht, und jetzt blieb die Zeit stehen und ich war ganz im Staunen versunken.
Ich wünsche allen Frauen eine bestärkende und einfühlsame Hebammenbetreuung vor, während und nach der Geburt, und eine so ermächtigende und selbstbestimmte Geburt, wie ich sie erleben durfte. Hätte ich die Hebammenbetreuung während der Schwangerschaft nicht gehabt, wäre ich definitiv nicht so informiert gewesen über die Beckenendlage und hätte vor allem nicht einmal gewusst, dass eine Spontangeburt aus Beckenendlage überhaupt möglich, geschweige denn zu empfehlen ist. Ich hätte mit der Ärztin den Termin für einen Kaiserschnitt ausgemacht, so wie sie ihn vorgeschlagen hat (sie als Ärztin muss ja wissen, was bei Beckenendlage am besten ist, oder nicht… ?!). Ich hätte mich nicht getraut, zaghaft, aber doch zu widersprechen und zu sagen, dass es ja sogar im eigenen Haus eine Beckenendlagenambulanz gäbe. Und alles hätte einen ganz anderen Lauf genommen…
Auch wünsche ich allen Frauen, die sich eine Hausgeburt wünschen, und allen Frauen, die sich bei Beckenendlage eine Spontangeburt wünschen, dass sie diesem Wunsch nachgehen können, und sich nicht von allgegenwärtigen Meinungen verunsichern lassen, die Ausdruck von Ängsten, Uninformiertheit oder medizinischer Überversorgung sind.