Geburtsberichte | Hausgeburt von P.
Sanfte Geburt
Stunden nachdem unser Sohn zur Welt gekommen war, lag ich neben ihm im Bett. Ich war noch immer ergriffen und berauscht von dem Geburtserlebnis, das unmittelbar hinter mir lag. Diesmal hatte es geklappt und ich hatte zu Hause entbunden.
Die erste Geburt mussten wir leider im Krankenhaus vollenden und sie hinterließ in mir sehr viele Fragen, mit denen ich noch lange zu kämpfen hatte. Wann auch immer ich hörte, dass eine Frau von einer „schönen Geburt“ sprach, meinte ich, sie wäre entweder besonders vergesslich, oder romantisch verklärt. In diesen Stunden nach der Geburt kam mir allerdings der Begriff der „sanften Geburt“ wieder in den Sinn - auf einmal schien ich ihn zu verstehen und ich empfand ihn sogar als sehr passend.
Schon mit dem Beginn der intensiven Wehentätigkeit schärfte sich die Wahrnehmung gegenüber meinen eigenen Bedürfnissen und mein Körper zeigte mir sehr deutlich, was ich brauchte. Ich verspürte eine starke Achtsamkeit und Klarheit in mir und mir selber gegenüber. Sanft empfand ich die Veränderungen, die sich im Laufe des Geburtsprozesses in meinem Körper einstellten. Ja, die Wehen waren natürlich sehr kraftvoll, aber wenn der Schmerz sich verlagerte oder wanderte, vernahm ich das als sanften Hinweis, dass die Geburt voranging. Diese Wahrnehmung und den damit verbundenen Fortschritt empfand ich als sehr aufbauend.
Sanft war auch die Unterstützung unserer Hebamme. Sie hielt sich im Hintergrund, was meinem Bedürfnis entsprach, mit meiner Aufmerksamkeit bei mir zu sein, und mich auf mich selbst konzentrieren zu können. Dennoch schien sie mich genau zu beobachten, denn durch ihre Erklärungen, was momentan in meinem Körper passierte oder ihre Vorschläge, worauf ich besonders achten könnte, zeigte sie mir, dass sie sehr aufmerksam verfolgte, was ich tat und was sich bei mir tat.
Sanft war auch der Moment, in dem wir unser Kind schließlich willkommen heißen durften. In der Intimität unseres Schlafzimmers, umgeben von vollkommener Stille, durften wir unseren Sohn dann plötzlich von Kopf bis Fuß bestaunen. Gänzlich vollkommen lag er vor uns. Natürlich war die Geburt, die ich soeben erlebt hatte, ein im wahrsten Sinne des Wortes gewaltiges Ereignis. Zu keiner Sekunde jedoch musste ich sie als gewaltvoll erleben.