Geburtsberichte | Geburtsbericht von S.
Recht bald, nachdem ich mir sicher war, mit unserem zweiten Kind schwanger zu sein, haben wir beschlossen: Dieses Kind sollte zu Hause auf die Welt kommen. R. würde uns dabei begleiten.
Die Schwangerschaft ist mal mehr, mal weniger angenehm verlaufen; angenehm waren auf jeden Fall immer R.s Besuche. Verschieden waren die Meinungen und teilweise turbulent die Diskussionen innerhalb der Familie um die Hausgeburt. Warum nicht ins Spital? Für mich war klar – ich will meinen Mann bei der Geburt unbedingt dabei haben, und wer garantiert mir das in Zeiten von Corona? Und: mit ganz starken Wehen noch einmal (wie beim ersten Kind) ewig am CTG-Bett zu liegen und „noch schnell zur Sicherheit” einen Ultraschall machen zu lassen, war mir auch eine ganz schlimme Vorstellung. Ganz abgesehen davon ist die erste Geburt sehr gut und schnell verlaufen, und auch in dieser Schwangerschaft hat alles sehr gut ausgeschaut. Außerdem hat es mir vorm Autofahren ins Krankenhaus mit Wehen gegraut (beim ersten Kind sind wir zu Fuß den guten halben Kilometer ins Krankenhaus gegangen, wir wohnen aber mittlerweile woanders). Aus diesen Gründen waren wir uns erst einmal sicher, dass eine Hausgeburt das Beste für uns sei.
Naja – wie sagt man so schön? Unverhofft kommt oft. Streptokokken-Abstrich diesmal positiv, und damit war die Verunsicherung perfekt. Kann ich mit diesem Wissen im Hintergrund entspannt zu Hause ein Kind bekommen? Die Antwort war in unserem Fall: Nein, leider nicht. Es ist also doch eine Klinikgeburt geworden, R. würde die Nachbetreuung übernehmen. Gott sei Dank hat sie mir gleich am Anfang der Schwangerschaft den Tipp gegeben, mich mit geplanter Hausgeburt in einem Krankenhaus anzumelden. Ein Platz im St. Josef war mir also sicher.
Ganz gut ausgeschlafen bin ich dann eines Montagmorgens gegen viertel acht aufgewacht und hab gedacht, jetzt ist wohl die Blase gesprungen – ich habe es sowohl gespürt, als auch am Klang erkannt (mich an den Klang beim ersten Kind erinnert). Meine Eltern hat mein Mann verständigt, dass sie bitte kommen, um „den Großen” zu betreuen. Dann hat er die Rettung gerufen (er hat darauf bestanden, dass ich bei Blasensprung mit der Rettung transportiert werden müsse).
Ich bin also ins St. Josef gebracht worden, wo erst einmal ein CTG gemacht worden ist, und das Antibiotikum wegen der Streptokokken ist mir auch gleich verabreicht worden. Gegen 9 Uhr ist mein Mann nachgekommen, die Wehen waren spürbar, aber erfahrungsgemäß viel zu wenig. Wir sind also einige Runden um das Krankenhaus spaziert. Nach unserer Rückkehr hat mir die Hebamme verschiedene Dinge angeboten, um die Wehen in Gang zu bringen, und ich habe mich für Akupunktur und ein Wehen-Massageöl für Rücken und Füße entschieden. Danach sind wir noch ein bisschen vor dem Krankenhaus hin- und hergewandert, um 11Uhr noch einmal zurück für ein CTG, und dann waren die Wehen stark genug, um in den Kreißsaal zu übersiedeln, wo wir von einer „neuen” Hebamme sehr herzlich willkommen geheißen worden sind. Den kleinen Zettel mit meinen Wünschen („bitte wenn möglich.../bitte wenn möglich nicht...”), den ich im Vorfeld geschrieben und bei Ankunft abgegeben habe, hat sie sich zu Herzen genommen und uns in ein ganz schönes Kreißzimmer mit Badewanne gebracht. Allerdings haben wir dort nur unsere Sachen abgestellt und sind noch einmal ausgiebig im Krankenhaus herumspaziert.
Irgendwann war es dann soweit, dass ich mich für die Wehen auf meinem Mann abstützen habe müssen – wir haben beschlossen, uns wieder in den Kreißsaal zu begeben, und dann ist eigentlich alles ganz schnell gegangen: Da ich so oft aufs Klo rennen habe müssen, hat die Hebamme einen Einlauf vorgeschlagen, um 12:45Uhr meinen Mann dazu rausgeschickt mit der Anweisung, „frühestens in 20 Minuten, eher einer halben Stunde oder mehr” wiederzukommen. Der Gatte hat sich also einen Kaffee und einen Krapfen vom Bäcker gegönnt, während ich die Zeit am Klo verbracht habe, und gedacht habe, das Kind fällt da wohl bald hinein. Ich hab dann mal nach ihm gefragt - „Ist mein Mann eigentlich da? Ich will, dass er kommt!” - und glücklicherweise war er bereits vor der Tür. Mit seiner Hilfe habe ich es irgendwie noch in die von der Hebamme bereits vorbereitete angenehm warme Badewanne geschafft, die mir erst einmal Erleichterung gebracht hat. Die Wehen waren aber so stark, dass ich währenddessen gedacht habe, mich zerreißt es. Denn: Nach drei bis vier Wehen in der Badewanne war nämlich um 13:34Uhr unser Kleines dann schon da, direkt ins warme Wasser hinein geboren: Ein 4,2 Kilo-Kind, und wohlauf. Es hat erst einmal die Welt recht laut angeschrien.
Mit Hilfe zweier Hebammen und meines Mannes habe ich es von der Badewanne mit dem Kind im Arm auf das Bett geschafft, um es dort ausgiebig zu bewundern – es war übrigens ein Bub (wir haben das vorher nicht gewusst). Die Planzenta war dann bald geboren, und die Zeit danach im Kreißsaal habe ich als sehr ruhig und glücklich in Erinnerung – liebevoll umsorgt, aber auch ganz viel Zeit alleine: Wir haben angenehm viel Ruhe und Dreisamkeit bekommen, und uns gut kennenlernen können und die Großeltern vom neuen Enkerl informieren. Aus dem geplanten „gleich Heimgehen” ist dann leider nichts geworden, weil beim Kleinen noch ein Ultraschall notwendig war, der an diesem Montagnachmittag nicht mehr möglich war. Das hat mich erst einmal recht traurig gemacht, meinen Mann alleine nach Hause zum „Großen” gehen zu lassen. Natürlich war es aber besser so, um alles noch abzuklären, und der Aufenthalt war letztendlich kurz – es war immer noch eine ambulante Geburt. Geschlafen habe ich kaum, wie auch beim ersten Kind in der ersten Nacht, einfach vor lauter Aufregung und Glück.
Am nächsten Tag am frühen Nachmittag haben wir dann heimgehen dürfen, liebevoll nachbetreut von „unserer” Hebamme R., die auch in Woche drei bei meinem Milchstau noch fürsorglich für uns da war und ganz viele Tipps für uns gehabt hat – denn so routiniert sich beim zweiten Kind manches anfühlt, so viele Dinge gibt es dennoch, die man nicht weiß. Danke R. für die liebevolle Betreuung, für deine Geduld, Erfahrung und Fürsorge!