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Texte rund um die Hebammenarbeit | Gleichberechtigt Eltern sein

Laura Holder, Hebamme

Die Frage, wie man das Familienmanagement gerecht aufteilt, beschäftigt fast alle Personen, egal ob in hetero- oder homosexuellen Beziehungskonstellationen. In diesem Artikel geht es jedoch vor allem um monogame Hetero-Beziehungen zwischen Mann und Frau*, da hier der Mental Load in den meisten Fällen an der Frau* hängen bleibt.

Dazu möchte ich anmerken, dass diese Thematik vor allem bei Menschen eine Rolle spielt, denen es möglich ist, gleichberechtigte Elternschaft umzusetzen. Dieser Text beschäftigt sich nicht mit der Situation von Familien, die aus unterschiedlichen Gründen nicht berechtigt sind zu arbeiten oder unter der Armutsgrenze leben, auch alleinerziehende Personen stehen vor anderen Herausforderungen.

Was ist eigentlich dieser Mental Load?

Auf Deutsch könnte man den Begriff mit „mentale Last" übersetzen, die durch das Planen und Organisieren der Sorgearbeit, der Familienorganisation, der Wichtelarbeit und der Gefühlsarbeit entsteht. Es handelt sich dabei um die unsichtbare Denkarbeit, die hinter allen Aufgaben steckt, die im (Familien-)Alltag erledigt werden müssen. Es geht also nicht nur um die Durchführung der Hausarbeit, der Kinderbetreuung und der Pflege von älteren Angehörigen, sondern auch um die Planung und Organisation dieser Dinge. Die Planung von Terminen und Urlauben, das Wissen, wo sich wichtige Dokumente aller Angehörigen befinden, das Denken an Geburtstage von Freunden oder Familienmitgliedern, sowie beispielsweise die Fragen, wer die Mahlzeiten plant oder sich Geschenke zu Familienfesten überlegt? Wer fühlt sich verantwortlich dafür, dass es allen in der Familie gut geht?

Dass diese mentale Last meistens an den Frauen* hängen bleibt, liegt in unserer Sozialisierung: Also in unseren Vorbildern, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und dem, was wir mit den Geschlechtern verbinden. Schon als Kind werden einem – abhängig vom Geschlecht – bestimmte Rollen zugeteilt: Man bekommt unterschiedliche Spielsachen, Mädchen* werden von Anfang an als Betreuerinnen* erzogen. Somit fällt ihnen später im Erwachsenenalter die Rolle der Familienmanagerin* ganz automatisch zu.

Wie kann gleichberechtigte Elternschaft gelingen?

In Beratungssituationen beobachte ich immer wieder, dass Eltern aufgrund des Lohnunterschieds zwischen Frauen* und Männern* (Gender-Pay-Gap) daran scheitern, sich die Karenz gerecht aufzuteilen. Die meisten Arbeitgeber*innen denken die Familienarbeit bei männlichen* Mitarbeitern nicht mit, wodurch das Aufteilen dieser oft nicht möglich ist. Die finanziellen Konsequenzen für die Frau* sind fatal und können zur Altersarmut führen. Da es aber durch unsere Sozialisierung normal für uns ist, dass eine Frau* karrieremäßig für ihre Familie zurücksteckt, wird das ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf genommen.
Dadurch entsteht ein ökonomisches Ungleichgewicht innerhalb einer Beziehung. Zusammen mit der Zuständigkeit der Frau* für das unbezahlte Familienmanagement entsteht eine unausgeglichene Paardynamik, die oft zu Konflikten führt. Es liegt also im Interesse aller Personen in einer Beziehung, sich das Familienmanagement gerecht aufzuteilen.

Um das nun konkret anzugehen, ist Kommunikation und Planung gefragt - bei Paaren mit Kinderwunsch am besten schon vor der Schwangerschaft. Denn diese Umstellung funktioniert nicht von heute auf morgen und bedeutet viel Arbeit und Reflexion. Anfangen kann man damit, eine der folgenden Listen durchzugehen, um sichtbar zu machen, wer denn überhaupt wie viel zu Hause erledigt:

- johannabing.de/mental-load-test

- equalcareday.de/mentalload-test.pdf

- heuteistmusik.de

Im nächsten Schritt kann man sich zusammensetzen und die Aufgaben neu verteilen. Dabei ist wichtig, darauf zu achten, dass nicht nur die Durchführung, sondern eben auch der Mental Load übergeben wird. Es kann auch helfen, Mindeststandards für einzelne Bereiche festzulegen: Also zum Beispiel abzustecken, was es genau bedeutet, das Bad zu putzen. Auch die eigenen Kompetenzen weiterzugeben kann hilfreich sein (z.B.: Wie gehe ich vor, wenn ich die Wäsche sortiere, wasche, trockne, zusammenlege und verteile?). Außerdem ist es anfangs wichtig, sich Zeit für regelmäßige Nachbesprechungen zu nehmen.

Wieso ist die Aufteilung notwendig?

Positive Auswirkungen der aufgeteilten Arbeit sind der Anstieg von Wertschätzung und Verständnis füreinander sowie des „Wir-Gefühls". Oft kommt es dazu, dass Paare sich freier fühlen, weil sie es geschafft haben, aus traditionellen Rollenmustern auszubrechen. Außerdem können Väter* mehr am Leben ihrer Kinder Anteil nehmen und ein modernes Vorbild für sie darstellen.
Durch die gesellschaftlichen und strukturellen Rahmenbedingungen ist es oft schwer möglich, sich die Aufgaben in einem komplett ausgeglichenen Verhältnis aufzuteilen, jedoch sollte niemand deutlich mehr belastet sein als der bzw. die andere.
Möchte man das Thema mit seiner Partnerin bzw. seinem Partner näher behandeln, kann ich die kostenlosen Workshops für Paare bei Frauen* beraten Frauen* empfehlen:

www.frauenberatenfrauen.at

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