Texte rund um die Hebammenarbeit | Pinard'sches Hörrohr
Mit dem Hörrohr horchen - eine Anleitung
Um die kindlichen Herztöne mit dem Hörrohr abzuhören, wird der Bauch zuerst abgetastet, um die Lage des Babys festzustellen und seinen Rücken zu lokalisieren. Dort, wo der Rücken des Kindes liegt, ist das Herz (und somit der Herzschlag) der Bauchdecke am nächsten und kann am deutlichsten wahrgenommen werden.
Beim Horchen wird das Hörrohr auf den Bauch gesetzt und mit dem Ohr leicht angedrückt - während des Hörens nimmt man die Hand vom Hörrohr, um Störgeräusche zu vermeiden.
Als Hebamme braucht man viel Übung, um die Herztöne des Babys zu erfassen! Wenn Sie das Abhorchen zu Hause mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin ausprobieren möchten, dann brauchen Sie viel Geduld. Einfacher wird es sein, wenn Ihnen eine Hebamme beim ersten Versuch hilft. Als geübte Hebamme werden die Herztöne etwa ab der 24. Schwangerschaftswoche festgestellt, ein eindeutiges, kräftiges Schlagen ist vor allem in den letzten Wochen vor der Geburt wunderschön zu hören. Die Herztöne werden als regelmäßige Schläge in einer Frequenz zwischen 120 und 160 Schlägen pro Minute wahrgenommen - die Frequenz des ungeborenen Babys ist somit etwa doppelt so hoch wie die der Mutter*! Besonders für die Partner*innen ist es immer wieder ein aufregendes Erlebnis, den Herzschlag ihres Kindes auf diese Art und Weise wahrzunehmen!
Gerne können Sie einen Termin zur kostenlosen Hebammenberatung im Hebammenzentrum vereinbaren, um sich mit dem Abtasten des Bauches und dem Hören der Herztöne vertraut zu machen. Eine von uns Zentrumshebammen zeigt Ihnen gerne, wie das Baby liegt und an welcher Stelle man den Herzschlag gut hören kann. Auch in unserer Gruppe für Schwangere tastet die Hebamme gern Ihren Bauch ab und hört die Herztöne Ihres Babys. Holzhörrohre für das Horchen zu Hause sind bei uns im Hebammenzentrum erhältlich.
Das Hörrohr wurde übrigens 1895 von Adolphe Pinard, einem französischen Gynäkologen, entwickelt und ist deswegen auch unter dem Namen Pinard’sches Hörrohr bekannt.
Auch heute ist das Hörrohr, zur Überraschung vieler Familien, noch im Einsatz! Viele von uns Hebammen verwenden es vor allem in der Schwangerenvorsorge, aber auch unter der Geburt kann die Herzfrequenz des Kindes mit dem Hörrohr ausgezählt und kontrolliert werden und gibt uns Hebammen Information über den Zustand des Kindes. Mit entsprechender Ausbildung und Übung kann die Hebamme die Herztöne damit überall überwachen und ist nicht an eine elektronische Ausstattung gebunden.