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Texte rund um die Hebammenarbeit | Wunde Mamillen

Karin Müller, Hebamme und IBCLC

Mamillen ist der Fachbegriff für Brustwarzen. Wunde Mamillen sind ein häufiges Problem in der ersten Zeit nach der Geburt. Schmerzen und Wundsein beeinträchtigen das Stillen gravierend und schränken das Wohlbefinden der Frauen* massiv ein. Gepaart mit mangelnder Unterstützung oder/und veralteten Ratschlägen führen sie nicht selten zu vorzeitigem Abstillen. Deshalb möchten wir Ihnen Tipps zu deren Vermeidung und Behandlung geben.

Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist das korrekte Anlegen des Babys vom ersten Stillen an: Die Mutter* sitzt oder liegt bequem, Pölster bzw. Stillkissen bieten eine gute Unterstützung. Der Körper des Babys ist ganz der Mutter zugewandt („Bauch an Bauch"). Wenn das Baby den Mund weit geöffnet hat, holt die Mutter* es ganz dicht zu sich heran, damit es viel Brustgewebe erfassen kann („Mund voll Brust"). Beim Saugen berührt die Nasenspitze des Babys die Brust (keine Sorge, es bekommt trotzdem genug Luft), seine Lippen sind nach außen gestülpt. Lassen Sie sich von Ihrer Hebamme verschiedene Stillpositionen im Sitzen und im Liegen zeigen, es hat sich bewährt, wechselnde Stillhaltungen einzunehmen. Durch Entspannung, Wärme oder eine Brustmassage kann die Milch schon vor den ersten Zügen des Babys zu fließen beginnen. Prophylaktisch können Mütter nach der Geburt auch dünn Lanolin (Wollfett) auf die Mamillen auftragen.

Die Hauptursache für wunde Mamillen in den ersten Lebenstagen ist ein nicht korrektes Anlegen des Kindes (zu wenig Brustgewebe im Mund). Manchmal können auch ein zu kurzes Zungenband oder Abpumpen mit zu kleinen Pumptrichtern o.ä. zu wunden Mamillen führen. Langes Stillen dagegen verursacht bei korrektem Anlegen kein Wundwerden!

Behandlung von wunden Mamillen

Nehmen Sie rasch Kontakt mit einer Hebamme (oder Stillberaterin) auf, die Ihnen dabei hilft, die Ursache zu erkennen und zu beheben. Meist bedeutet das, die Stillposition und Anlegetechnik zu verbessern. Liegt ein zu kurzes Zungenband vor, ist es sinnvoll, dieses von einer geschulten Ärztin/einem geschulten Arzt durchtrennen zu lassen.

Scheuen Sie sich nicht, für einige Tage zu einem Schmerzmittel zu greifen! Sie schaden Ihrem Kind damit in keinster Weise, dagegen profitiert es sehr davon, wenn es nicht schmerzbedingt vorzeitig abgestillt wird! Mittel der Wahl: Ibuprofen.

Grafik von wunden Mamillen und BrustdonutsBei offenen Verletzungen ist Hygiene sehr wichtig, da Wunden Eintrittspforten für Keime sein können: Nach dem Stillen die Brust unter fließendem warmem Wasser waschen, bei Entzündungszeichen ist ein Wund-Desinfektionsspray (z.B. Octenisept®) hilfreich. Anschließend die Wunde dick mit Lanolin abdecken – dadurch kann die Wunde verheilen, ohne dass sich eine Kruste bildet, die das Kind beim nächsten Stillen wieder aufreißen würde. Das Lanolin braucht vor der nächsten Stillmahlzeit nicht entfernt zu werden. Manche Frauen* finden auch Kompressen (z.B. Multi-Mam®) oder Silberhütchen sehr angenehm.

Da bei wunden Mamillen jede Berührung (etwa mit dem BH) schmerzhaft ist, hat sich der Einsatz von sogenannten Brust-Donuts (gekauft oder selbstgebastelt) sehr bewährt - siehe Abbildung! Bei infizierten oder schlecht heilenden Wunden kann auch ein Antibiotikum – als Salbe oder in Tablettenform – notwendig sein. Auch hier gilt: Die Vorteile des Weiterstillens überwiegen massiv die Nachteile einer Medikamenteneinnahme in der Stillzeit! Eine Laserbehandlung kann unterstützend angewendet werden. Wichtig ist jedoch, dass alle Maßnahmen nur helfen können, wenn die zugrundeliegende Ursache behoben wurde.

Mit richtiger Behandlung und guter Unterstützung heilen wunde Mamillen meist in wenigen Tagen ab. Bewährt hat sich, sich schon in der Schwangerschaft eine Hebamme zu suchen, die Sie in der ersten Zeit nach der Geburt daheim unterstützt. So kann vielen Problemen vorgebeugt werden.

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